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INHALT: |
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- Der Mensch Pythagoras
Die Lehre
Der Priester
Der Philosoph
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Der Politiker
Der Naturwissenschaftler
Der Heilkundige
Der pythagoreische Orden
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Dieser Textinhalt entstammt der Zeitschrift TAU, Jahrgang 11/88. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors Alfried Lehner.
Lesen Sie dazu auch:
"Die Esoterik des Pythagoras"
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Der Philosoph
Nicht zu trennen von dem Priester Pytagoras ist
der Philosoph: Im Zentrum seines Denkens steht
"das ewige Wesen der Zahl".
Es "ist der Ursprung, der alles vorausdenkt, der
Ursprung des Allhimmels, der Erde und des
dazwischen liegenden Naturbereichs.
Es ist auch die Wurzel des Fortbestehens der göttlichen Menschen, der Götter und der Daimonen." Diese Worte soll Orpheus dem Pythagoras durch einen thrakischen Weihepriester offenbart haben.
In der ihm eigenen Art, in verschlüsselten Versen
zu sprechen, soll der Philosoph oft bei öffentlichen Reden die Wendung gebraucht haben: "Die Zahl es gleichet ihr alles".
Ein wesentlicher Inhalt der pythagoreischen Philosophie ist der Gedanke von der Polarität als schöpferisches Prinzip. Das ist neu im Griechentum.
"Was in der Kosmologie Anaximanders um 610 546 nur dienender Gedanke war, wurde hier zum beherrschenden: der Gegensatz als weltschaffende Kraft. Licht und Dunkel, Gut und Böse, ja der Gegensatz an sich wird als konstitutives Merkmal der Welt, wie sie sich uns darstellt, gesehen."
Walther Kranz spricht hier von einer "sachlich-geistigen Verbindung zwischen Hellas und Orient" ; denn diese Gedanken finden sich ja in der altiranischen Lehre des Zarathustra.
Und Kranz fährt fort: "Aber wieder gestaltet der Grieche das Entlehnte in entscheidender
Weise um.
Der gleiche Gegensatz wird nun in der Zahlenreihe gefunden: die ungerade Zahl ist das Symbol fester Begrenzung, die gerade, als immer wieder teilbar, das des Unbegrenzten. Die Brücke zwischen ihnen aber ist die Harmonie, d.i. Fügung, die ein bestimmtes Verhältnis der Zahlen untereinander schafft.
Und das durch Anaximander geahnte Weltgesetz wird nun durch die Erkenntnis von der Bedeutung der Zahl genauer bestimmt. Die Pythagoreer waren die ersten, die in das Mysterium der Zahl hineinschauten.
Ihre Wirkung tritt in der Musik besonders hinfällig zutage. Das Verhältnis 1:2 ergibt die Oktave, in alter Zeit >>Harmonie<< im engerem Sinne genannt, 2:3 die Quinte, 3:4 die Quarte.
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So ergeben die ersten vier Zahlen, die hier dreimal das Verhältnis einer ungeraden zur geraden bilden, die Grundintervalle.
Die Vier, zugleich die erste Quadratzahl, wurde für die Pythagoreer etwas Heiliges, auch die Summe der ersten vier Zahlen, die Zehn, weshalb sie auch später die in der Welt herrschenden Gegensätze in folgender eigenartiger Dekadentafel zu vereinen suchten: begrenzt, unbegrenzt ungerade und gerade, eins und vieles, rechts und links, männlich und weiblich, ruhend und bewegt, gerade und gebogen, licht und dunkel, gut und böse, quadratisch und rechteckig.
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Jene, den Instrumentenmachern und Musikern längst bekannte Tatsache des bestimmten Verhältnisses der Saiten- oder Rohrlänge zum Ton, der Abhängigkeit der Harmonie von der Zahl wurde von Pythagoras zuerst wissenschaftlich
betrachtet.
Er übertrug diese Erkenntnis kühn auf den
Kosmos, auf die Abstände der Sternen-,
Sonnen- und Mondsphäre von der Erde: nach
den Pythagoreern >>wird der ganze Kosmos von
Harmonie durchwaltet, der Quarte, der Quinte
und der Oktave<<.
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Als dann im Laufe des 5. Jahrhunderts ihr Weltbild durch neue Entdeckungen richtiger und reicher wurde und sie zwischen Fixsternsphäre und Erde die fünf Planeten Kronos (Saturn), Zeus (Jupiter), Ares (Mars), Aphrodite (Venus) und Hermes (Merkus), dazu unterhalb ihrer Sonne und Mond kreisen ließen, entsprach nun diese Siebenzahl
den sieben Einzeltönen der Oktave."
Hier haben wir den Ursprung des Gedankens
einer Sphärenmusik, der in der Poesie bis heute weiterlebt und in der Wissenschaft unserer Zeit
zur harmonikalen Grundlagenforschung geführt
hat, einem Forschungszweig, der uns faszinierende Erkenntnisse über die harmonikale Grundstruktur der Schöpfung beschert hat.
Von Pythagoras berichten seine Jünger, dass es ihm gegeben war, jene Klänge des Alls zu vernehmen.
Wir lächeln heute über solche Berichte, haben sie ihren Ursprung doch in der mythischen Denkform und sind nach unserem Verständnis nur im übertragenen Sinn zu verstehen.
Um so interessanter ist, dass der klassische Philologe Walter Burkert, der ein Spezialist gerade auf dem Gebiet des Pythagoreismus ist",
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diese Schilderung ernst nimmt. "Burkert glaubt nämlich, auf Grund unserer Kenntnisse über die nachweislich übernatürlichen Fähigkeiten von Schamanen gewisse Parallelen zu Pythagoras ziehen zu dürfen, und hält es daher für durchaus möglich, dass Pythagoras in extatischer Entrückung himmlische Musik habe hören können."
Der Glaube an die Harmonie des Kosmos führte bei den späteren Pythagoreern zu der Lehre, die menschliche Seele schlechthin sie mit Harmonie gleichzusetzen, während Pythagoras "nur ihre auf Wesensverwandtschaft mit dem Kosmos beruhende Fähigkeit gelehrt hat, Harmonie zu verstehen".
In engem Zusammenhang mit dem Harmonie-
verständnis der Pythagoreer steht die hohe Bedeutung des Schönheitsbegriffs, der Platon und Aristoteles so entscheidend beeinflusst hat.
Hören wir Iamblichos:
"Am reinsten sie diejenige Menschenart, welche das Anschauen der schönsten Dinge gewählt haben... Schön sei es, das Weltall im ganzen zu betrachten und die Ordnung, nach der sich darin die Gestirne bewegen, zu erkennen.
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Diese Schönheit rühre daher, dass die Welt an dem ersten Wesen, das nur im Denken erreichbar ist, Anteil habe.
Das >>Erste<< war für ihn Zahl und Proportion, deren Natur sich durch alle Dinge hindurchzieht. Nach Zahl und Proportion ist ja dieses All harmonisch zusammengefügt und in rechter Art geordnet.
>>Weisheit<< ist ein wirkliches Wesen, um das Schöne, Erste, Göttliche, Unvermischte und stets im gleichen Zustand Befindliche (Durch Teilhabe daran können auch die anderen Dinge schönheißen); >>Philosophie<< dagegen ist das Streben nach solcher Schau."
Aus dieser Sicht wird die in unserem Sprachgebrauch übertragene Verwendung des Wortes Kosmos für das Weltall klar.
Kosmos bedeutet ursprünglich Einteilung,
Ordnung und Regelmäßigkeit, aber auch Schmuck und Zierrat (vgl. unser Wort Kosmetik). >Pythagoras soll als erster die Welt das geordnete Weltall mit "Kosmos" bezeichnet haben.
Andere Forscher, wie Heramnn Diels, sehen in seinen Zeitgenossen Anaaximenes den Urheber dieser Zuordnung.
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Der Politiker
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Dieser Textinhalt entstammt der Zeitschrift TAU, Jahrgang 11/88. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors Alfried Lehner.
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"Die Esoterik des Pythagoras"
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